Die 5-Minuten-Terrine - Ein Kurzinterview mit Paul Warren
Seit fast 12 Jahren sorgt der ehemalige britische Punkrocker Paul Warren nun für Gänsehaut bei den Monster- und Fantasyfilmfans. In unzähligen Rollen schlüpfte er bereits in aufwendige Kostüme, schwere Prothesen und kreative Latexmasken.
Angefangen hat er als Body-Double für Daniel Radcliffe in dem Kino-Welterfolg "Harry Potter und der Orden des Phönix" im Jahre 2007. Danach war er nicht mehr zu bremsen und wurde monstertechnisch von namhaften Studios und Produzenten für die Darstellung von allerlei wunderbar scheußlichen Wesen herangezogen.
Aber lest selbst, wie für ihn alles angefangen hat und welche Erfahrungen Paul Warren in all den Jahren in Hollywood sammeln konnte.
MMM: Mr. Warren, schön dass Sie sich heute etwas Zeit für uns genommen haben. Ich würde sagen, wir starten einfach mal mit unserer "Traditionsfrage": Erzählen Sie uns doch bitte von Ihrem allerersten Kinoerlebnis. Wo, wie und wann passierte die Berührung mit der Magie des Films?
PW: Sehr gerne! Meine erste Erinnerung dieser Art verbinde ich mit "Watership Down" aus dem Jahre 1978. Ich war zu dem Zeitpunkt gerade mal 4 Jahre alt...ein wirklich traumatisches Erlebnis muss ich sagen! Ich bin mir sicher, dass meine Eltern damals nicht wussten, was für ein dunkles und gewalttätiges Drama da auf uns zukommen würde -hahaha-
Meine schönste Erinnerung verbinde ich aber auf jeden Fall mit "E.T.". Ich war 8 Jahre alt, als ich ihn das erste mal sah...und er hat mich weggeblasen! Ich konnte mich gut in Elliott hineinversetzen, denn meine Eltern hatten sich auch gerade erst scheiden lassen. Ich hatte einen Haufen Star-Wars-Actionfiguren und mein sehnlichster Wunsch war es gewesen, auch einmal von einem Außerirdischen Wesen besucht zu werden. Ich hatte das Gefühl, dieser Film wurde nur für mich gedreht. Bis heute ist er einer meiner Allerliebsten!
MMM: Sie starteten Ihre Karriere als Body-Double für Daniel Radcliffe in "Harry Potter und der Orden des Phönix". Wie kam es eigentlich dazu, und welche Story können Sie uns über Ihren Einstieg in die Filmbranche erzählen?
PW: Bevor meine Filmkarriere begann, hatte ich einen Vertrag bei einer Punkrockband. Wir tourten durch ganz Europa; u.a. standen wir auch einige male auf deutschen Bühnen. Als sich die Band trennte, entschied ich mich für eine Karriere in der Filmindustrie und hörte zufällig davon, dass gerade ein Double-Casting für "Harry Potter und den Orden des Phönix" im Gange war. Ich wusste nicht, für welchen Charakter ich dort antrat, als ich mich beworben habe, aber ich hatte zufällig die richtige Größe und Statur für Daniel Radcliffe, der damals 17 Jahre alt war. Ich war 31 - haha. Es mag klischeehaft klingen, aber ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Nachdem dieser Film im Kasten war, wurde ich beispielsweise dann für "Captain America" herangezogen, um Body Double für Skinny Steve Rogers zu sein. In enger Zusammenarbeit mit "Lola Visual Effects" hauchte ich Skinny Steve bei den VFX-Tests Leben ein. Ich war auch am Set zugegen, sozusagen als visuelle Referenz für die Rekrutierungsszene, aber es war dann letzten Endes Leander Deeny, der das Body Double für diese Szenen in dem Film verkörperte. Ich war ein kleiner Teil eines sehr großen visuellen Effekts, jedoch führte diese Geschichte zu immer mehr Marvel-Arbeiten. Ich verkörperte hier diverse Außerirdische, sowohl bei "Guardians of the Galaxy", als auch bei der Fortsetzung zu "Thor". So begann meine Karriere als Kreaturen-Darsteller. Ein Job führte zum anderen. Ich mache das jetzt seit fast 12 Jahren.
Paul warren als "Varmik" in "Star Wars - Das Erwachen der Macht" (2015)
MMM: Haben Sie, als großer Fantasy- und Sci-Fi-Fan, eigentlich mal darüber nachgedacht, selbst hinter die Kamera zu treten und Ihren eigenen Ideen Leben einzuhauchen?
PW: Eigentlich nicht. Mein Talent liegt darin, Monster darzustellen. Das liebe ich und dabei möchte ich auch bleiben :)
MMM: Sie haben bisher mit so wunderbaren Regiegrößen wie David Yates ( "Harry Potter" - Teil 5 bis 8, "Phantastische Tierwesen..."), Matthew Vaughn ("Kick Ass", "X-Men - Erste Entscheidung", "Kingsman" 1 und 2), James Gunn ("Slither", "Guardians of the Galaxy" 1 und 2), oder J.J. Abrams ("Super 8", "Star Trek: Into Darkness", "Star Wars - Das Erwachen der Macht") zusammengearbeitet. Mit wem war die Arbeit am beeindruckendsten und warum?
PW: Ja, ich hatte das Glück, von so vielen großartigen Leuten geleitet zu werden. Wenn ich meine Favoriten auswählen müsste, wären es James Gunn und J.J. Abrams. Beide sind erstaunliche Regisseure und es ist absolut faszinierend, unter ihnen zu arbeiten. Sie sind sich beide sehr ähnlich in der Art, wie sie jeden mit Respekt als eigenes Individuum am Set behandeln. Und sie lieben beide sowohl handgemachte Make-up, als auch echte praktische Effekte. Und ich finde, dies sieht man ihren Filmen auch an. Ich habe an einigen Projekten gearbeitet, bei denen die Kreaturen hinterher in der Postproduktion eingefügt worden sind. Das sah ganz furchtbar aus! Speziell James und J.J. wollen so viel wie möglich von den außerirdischen Make-ups und Kreaturen direkt mit der Kamera einfangen. So muss es scheinbar auch damals am Set von solch Klassikern wie "Der dunkle Kristall" oder "Labyrinth" zugegangen sein...
MMM: Und welches würden Sie als ihr persönliches Lieblingsmonster bezeichnen?
PW: Also, von denen, die ich selbst gespielt habe, würde ich ganz klar "Varmik" aus "Star Wars - Das Erwachen der Macht" sagen. Das war schon eine wirklich sehr intensive, prägende und fast schon surreale Erfahrung. Ich kann es schlecht beschreiben, aber es war wirklich sehr speziell. Ich liebe "Star Wars" seit vielen Jahren und bei diesem Film mitzuwirken war wirklich ein Traum und eine wunderbare Erfahrung!
Ansonsten kann ich es gar nicht wirklich festmachen, welches Monster ich allgemein hin am liebsten mag. Es gibt so viele wunderbare Kreaturen: King Kong, der Schrecken vom Amazonas oder auch Cronenbergs Fliege gehören aber auf alle Fälle zu meinen Favoriten.
MMM: Bitte erzählen Sie uns zum Schluss doch noch etwas über ihre zukünftigen Projekte.
PW: Also ganz aktuell spiele ich in der Horror-Anthologie "Ghost Stories" eine ganz grauenhafte Satyr-Kreatur namens "Woolly". Die sieht wirklich verdammt cool aus, und es hat riesig Spaß gemacht diese Rolle zu spielen. Um auf dem Laufenden über meine Arbeit zu bleiben, folgt mir am besten auf meinen Social-Media-Accounts www.facebook.com/paulRwarren, www.instagram.com/paulrwarren und www.twitter.com/paulRwarren. Dort gibt es regelmäßig neue "Behind the Scenes"-Fotos und schöne Bilder über Make-Up-Effekte zu bestaunen.
MMM: Mr. warren, wir bedanken uns noch einmal bei Ihnen für dieses schöne Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin monstermäßigen Erfolg :)
PW: Ich habe zu danken. Viel Spaß weiterhin bei eurer Seite und mit all den schönen Filmmonstern.
Interview © 2018