Die 5-Minuten-Terrine - Ein Kurzinterview mit Ty Mitchell 

 

Ty Mitchell begann seine Karriere im Showbusiness Ende der 70-er Jahre und hatte seinen ersten Auftritt in den ABC AFTERSCHOOL SPECIALS, ungefähr vergleichbar mit unserem beliebten ZDF-FERIENPROGRAMM.

 

Nachdem er in THE FOG und HALLOWEEN 2 mit großen Namen wie John Carpenter, Jamie Lee Curtis und Donald Pleasence vor der Kamera stand, zog er sich nahezu ausschließlich hinter die Kamera zurück, um bis heute in diversen Produktionen als Kamera-Assistent zu fungieren.

 

Heute trafen wir den sympathischen Künstler zu einen kleinen Plausch.

 

 

MMM: Ty, schön dass du dir heute ein bisschen Zeit für uns nimmst. Über dich weiß man ja wirklich wenig. Was treibst du eigentlich so privat?

 

TM: Der ganz private Ty Mitchell ist ein ziemlicher Komiker. Außerhalb meiner Arbeit, wenn die Lichter der Kameras ausgeschaltet sind, bin ich jedoch auch ein eher schüchterner und zurückhaltender Typ. Ich schätze meine Privatsphäre. Meine liebste persönliche Auszeit finde ich auf dem Meer. Ich liebe Boote, denn der Ozean gibt mir das wohlige Gefühl von Demut vor der Natur und offenbart mir ein harmonisches, unbeschreibliches Gefühl - friedlich und ruhig, doch zugleich auch kraftvoll und tödlich. Dies und die Erkundung des Weltraums sind meine beiden Lieblingsbeschäftigungen im Privatleben. Ich bin ein großer Fan der Astronomie. 

 

MMM: Irgendwann einmal kam der Tag, an dem du beschlossen hast "die Seiten zu wechseln". Du hast deine Arbeit vor der Kamera weitestgehend eingestellt, um als Kameramann zu fungieren. Magst du uns erzählen, wie es dazu gekommen ist?

 

TM: Mein "Seitenwechsel" war nicht unbedingt eine Entscheidung, die an einem Tag gefallen ist, oder die ich spontan beschlossen habe. Ich musste halt irgendwie meine Brötchen verdienen und als die Schlagzahl meiner Castingtermine mehr und mehr zurück ging, musste ich mich nach Alternativen umschauen. Ich hatte ja nun auch eine Familie zu ernähren, für die ich natürlich ein starkes Rückgrat sein wollte. Da gehört Essen auf den Tisch und ein Dach über den Kopf. Die ganze Situation bereitete mir mehr und mehr unbehagen. Die naheliegendste und beste Lösung war, den Weg meines Vaters einzuschlagen, der ein fünffacher Emmy Award-Gewinner in der Sparte "Director of Photography" war. Und wer hätte das gedacht? Es war tatsächlich ein Kinderspiel für mich, in diesem Segment Fuß zu fassen, denn ich hatte ja auch schließlich schon immer eine Leidenschaft für die Kunst des Filmemachens. Es schien also ein logischer Schritt zu sein, mich der Kameraarbeit zuzuwenden. Zumal ich auch während meiner Collegezeit Fotografie studiert hatte. Das soll allerdings nicht heißen, dass ich bei einer Gelegenheit, noch einmal vor die Kamera zu springen, auch nur eine Sekunde zögern würde. 

 

MMM: Schön zu hören, dass du ein leidenschaftlicher Filmfan bist. In diesem Zusammenhang würden wir gerne auch noch ein paar Fragen stellen. Kannst du dich eigentlich an deinen allerersten Kinofilm erinnern? 

 

TM: Das kann ich in der Tat. Eine meiner ersten Reisen in die Welt des Kinos war "Der Champ". Dieses wunderbare und zugleich traurige Drama mit Ricky Schroder. Ich war seiner Zeit ein guter Freund von Rick, und mir war es nicht nur wichtig, ihn in seiner Arbeit zu unterstützen, sondern auch selbst davon zu partizipieren. Ich war in diesem jungen Alter, wo man all die Dinge, die einen faszinieren, wie ein Schwamm aufsaugt. Ich wollte alle Auftritte und Rollen meiner Altersgenossen in mich aufnehmen, um mein Handwerk zu erlernen und zu perfektionieren.

 

MMM: Vor welchen Filmen hast du dich bisher am meisten gegruselt? Sei es nun als Kind, oder als Erwachsener. 

 

TM: Ein Film, der mich wirklich zu Tode erschreckt hat als ich jung war, war "Das Grauen kommt um 10" (OT: When a stranger calls). Ich denke, die Möglichkeit das alles was dort zu sehen ist, tatsächlich passieren könnte und nicht so fiktional ist, das ist, was mich packt und wirklich ängstigt. In dem Zusammenhang interessant ist die Tatsache, dass ich fünf mal für "The Shining" vorgesprochen habe und die Rolle seiner Zeit tatsächlich bekommen hätte, wenn nicht im Anschluss die Finanzierung für 5 Jahre auf Eis gelegen hätte. Später dann war ich zu alt für die Rolle des Danny, sonst wäre ich auch in "The Shining" zu sehen gewesen, welcher ein weiterer sehr beängstigender Film für mich ist, weil auch ihm im Plot ein reelles Szenario zugrunde legt. 

 

MMM: Wie du ja bereits anfangs erwähntest, bist du vom Thema 'Weltall" fasziniert. In welchen Sci-Fi-Fantasy Film würdest du gerne mal tatsächlich eintauchen und ihn real erleben zu können?

 

TM: Beim Thema Science-Fiction-Film würde ich zweifellos "Interstellar" wählen. Ich müsste unbedingt die Rolle von Matthew McConaughey spielen und zwar aus offensichtlichen Gründen. Ich denke, das gesamte Kontinuum, die Zeitreisen, die Wurmlöcher, die schwarzen Löcher und der Weltraum an sich; all das ist einfach so interessant und faszinierend, dass ich mir den ganzen Tag Geschichten über Astronomie und das All zu Gemüte führen könnte - ich schwöre! 

 

MMM: Wie stellte sich denn für dich diese unglaublich aufregende Zeit während der Dreharbeiten zu THE FOG dar? Das muss ja, gerade in dem Alter, eine ziemlich spannende Angelegenheit gewesen sein. Hattest du denn überhaupt keine Angst obgleich der gruseligen Stimmung am Set? 

 

TM: THE FOG war wirklich eine schier unglaubliche Sache für mich. Mit meinen neun Jahren war ich mir der unglaublich talentierten Besetzung in dem Film durchaus sehr bewusst. Ich war so unglaublich glücklich, ein Teil dieses Projektes zu sein. Jeder Tag war wie ein Traum in einem Traum. Trotz des gruseligen Materials, mit dem wir gearbeitet haben, war es für mich nicht beängstigend. Ich glaube einfach, das war für mich keine große Sache, weil ich vor THE FOG fünf Jahre lang schon ziemlich viel Zeit in der Branche verbracht hatte, und mir war klar, dass alles, was dort geschah, nicht wirklich viel mit der Realität zu tun hat. 

 

MMM: ...und wie waren die "großen" Stars so? Magst du ein wenig darüber erzählen? 

 

TM: Alle waren wirklich ganz wunderbar süß und gütig zu mir, sowohl die Besetzung, als auch die Crew. Jamie Lee war wie meine große Schwester, Janet Leigh wie meine Tante. Sie war wirklich die Beste. Hal Holbrook hat mir zwischen den Takes beigebracht, wie man mit einem Lasso umgeht. Ich kann über jeden nur wunderbare Dinge erzählen. Und noch etwas: John Carpenter war und bleibt der allercoolste Typ, für den ich je gearbeitet habe. Seine Fähigkeit, einem das Vertrauen in sich selbst zu geben und ihm das zu geben, was er von einem wollte und brauchte, war Ansporn und Inspiration zugleich. Ich wusste damals und weiß es bis heute, dass diese Momente, in denen wir zusammen gearbeitet haben, niemals mehr getoppt werden können. Ich fühlte, dass es etwas ganz Besonderes war. 

 

MMM: Wenn du auf dem Regiestuhl sitzen würdest, welche Art von Film würdest du drehen? 

 

TM: Ich würde unheimlich gerne mal einen knallharten Thriller drehen. Oder einen Horrorfilm, der dich direkt von der Leinwand heraus an der Kehle packt. Das Ganze würde ich dann am liebsten mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle besetzen. Ich halte ihn für einen unglaublich talentierten Künstler, von dem man mit Sicherheit noch viel lernen kann. 

 

    MMM: Ja, das wäre wirklich eine feine Sache. Lieber Ty, wir danken dir ganz herzlich für dieses Gespräch und wünschen dir alles erdenklich Gute.

 

Interview © 2019